von Kowalski » Do 3. Jun 2010, 14:38
Hey!
Hier nun ein aktueller Test aus der amerikanischen Presse (Autoblog), frei übersetzt und mit wichtigen Infos ergänzt.
Viel Spass beim lesen und Kritik und Anregungen sind immer willkommen.
Einen Ford Mustang Shelby GT 500 zu fahren ist und bleibt etwas besonderes.
Diese Tatsache findet in dem 2011-Modell seine gekonnte Fortsetzung.
Doch zunächst wollen wir mit ein paar interessanten Zahlen spielen. Wir vergleichen die jeweilige Basisversion bestimmter Baureihen mit den angebotenen Hightlights im sportlichen Bereich namhafter Automobilhersteller.
Unser erster Vergleich ist der Basis-Mustang (V6 2011) mit dem aktuellen GT 500. Leistungsmäßig trennen die beiden 245 Pferdchen. Der Beschleunigungsunterschied von 0 auf 60 Meilen beträgt 1,1 Sekunden.
Ähnliche Vergleiche wären Chevrolet Corvette (Basis Coupé 404 PS zu ZR1 647 PS), Porsche (Carrera zu GT2 RS), BMW (Coupé 335i zu M3) und Mercedes (C-Klasse 350 zu C63 AMG). Die 245 PS-Differenz des Shelby schlägt sie alle außer beim GT2 RS, der 275-PS-Differenz zum Basis 911 hat. Wenn man anstelle des Basis 911er den Turbo wählt oder den Carrera zum Turbo vergleicht ist der Unterschied zur jeweiligen Topversion aber wieder schlechter als beim GT500.
Bei BMW hat der M3 420 PS zu 306 PS zum 335i und ist im Spurt 0,3 sec. schneller als das Modell in der Basisversion. Der Mercedes-Vergleich bringt ähnliche Ergebnisse: Leistung vom C350 sind 292 PS zu 457 PS beim C63 AMG und der Spurt bringt einen Unterscheid von 1 sec. Der Shelby schlägt im Vergleich mit dem Basismodell seine Konkurenten. Es bleibt schwer die 550 PS vom Shelby zu schlagen.
„Aha!“ ! Werden Sie sagen, Leistungsmäßig hat der Shelby also seine Berechtigung als Sondermodell geführt zu werden. Doch wenn Sie jetzt der Meinung sind dieser Sonderstatus muss teuer erkauft werden, eben wie bei der Konkurrenz, sehen Sie sich getäuscht.
Das Preisgefälle zwischen der Basis-Corvette ($49.880) und der ZR1, ($109.130) ist beträchtlich, nämlich $59.250. Der Unterschied zwischen dem $77.800 teuren Carrera und $245.000 GT2 RS liegt bei $167.200!
Der M3 und das C63 AMG als jeweils „Bestes Stück im Stall“ fahren als Differenz zum Basismodell ca. $23.000 ein
Auch hier ist Ford besser weil der Unterschied zwischen dem 2011 V6 zum 2011 GT 500 nur 22.945$ ausmachen. Weniger als 50K für ein 4-sitziges Coupé mit 550 PS und 691 Nm, so schnell wie eine Corvette (Basis) und schneller als ein 911er (Basis).
Die o.g. Zahlen werden sicher nicht erstes Kaufargument sein, einen Shelby zu kaufen, neben fehlendem Sportwagenimage im Vergleich zu Porsche oder BMW/Mercedes war es bisher immer so, dass große amerikanische V8-Motoren auch immer recht schwer waren und somit das Handling sehr litt. Das konnten die Vergleichsmodelle der Konkurrenten meist besser. Doch genau an dieser Stelle wurde entscheidend verbessert.
Ab dem 2011-Modell gibt es daher einen Alublock der ca.50 kg weniger Gewicht auf die Waage bringt. Alumotoren gibt es zwar schon seit einiger Zeit, doch hier werden zum ersten Mal neue Technologien in der Fertigung eingesetzt die bislang in der
Massenproduktion wegen zu hoher Kosten nicht realisiert werden konnten.
Bei bisherigen Alublöcken waren die Zylinderlaufbahnen aus Guß um die mangelnde Verschleißfestigkeit von Alu zu umgehen. Der Gewichtsvorteil durch Aluminium wurde dadurch fast wieder aufgehoben. So ist es gelungen ,mit Hilfe namhafter Unternehmen wie z.B. Honsel aus Deutschland, den Plasma Transfer Wire Arc process (PTA) für den Automobilmotorenbau zu nutzen.
PTA (Plasma Transferred Arc) ist ein Schweißprozess, mit dem metallische Beschichtungswerkstoffe in Pulverform auf einem Werkstück aufgetragen werden um dort eine mit dem Substrat metallurgisch verbundene, harte und verschleißfeste Schicht bilden. Abhängig von dem eingesetzten Zusatzwerkstoff sind diese Oberflächen extrem verschleißbeständig und/oder korrosionsbeständig.
Zwischen einer Elektrode und einer Anode (Düse) wird ein sogenannter Pilotlichtbogen gezündet. Ein Trägergas, in der Regel Argon, wird ionisiert und bildet ein elektrisch leitendes Gasplasma. Nun kann zwischen der Elektrode und dem zu beschichtenden Bauteil ein übertragener Lichtbogen gebildet werden, der auf der Werkstückoberfläche ein Schmelzbad erzeugt. Der in das Plasma zugeführte Beschichtungswerkstoff wird wie auch die Bauteiloberfläche aufgeschmolzen und bildet am Werkstück die Beschichtung.
Die neue Alumaschine kommt also ohne Gusshülsen in den Zylindern aus, was neben der Gewichtsreduzierung auch die bessere Hitzeableitung von Aluminium unterstützt.
Ford hält nebenbei gesagt insgesamt 95 US-Patente auf dieses Verfahren und unterstreicht damit seine Führungsposition in diesem Bereich. Hauptgrund dieser Entwicklung ist der gesunkene Verbrauch solcher Maschinen wie z.B. in der neunen 1.4-Liter EcoBoost-Maschine des Ford-Fiesta.
Zurück zum Shelby. Die 5.4-Liter Alu-V8-Maschine wurde zusätzlich mit geschmiedeten Alukolben und Kurbelwelle ausgestattet. Durch weitere Modifikationen im Bereich der Kühlung der Maschine wurde eine noch bessere Wärmeableitung erzielt welche letztendlich auch für einen niedrigeren Verbrauch verantwortlich ist und somit schon heute die veränderten gesetzlichen Bestimmung hinsichtlich des Flottenverbrauchs einhält.
Als zusätzliche Verbesserungen gegenüber dem 2010er Modell muss die neue 2.75 Zoll Abgasanlage erwähnt werden, welche 38 Prozent weniger Gegendruck erzeugt.
Ein Doppelreihiger Intercooler ist um ca. 40% besser als der Einreihencooler des 2010. Geändertes Spoilerwerk hilft den Ride leistungsoptimierter auf die Straße gepresst zu werden
Die Bereifung des Shelby erfuhr ebenfalls eine grundlegende Verbesserung. Die bisher ungeliebten Reifen wurden durch den Goodyear EagleF1 Supercar Gen.2 ersetzt. Goodyear entwickelte mit Ford zusammen diesen besonderen Reifen, der mit Hilfe eines innovativen Profildesign die Laufeigenschaft und Verschleißfestigkeit signifikant verbessern soll. Zusätzlich sind die Reifen Gewichtsoptimiert und sparen so gegenüber der Serienbereifung des 2010 glatte 15 Pfund Gewicht ein.
Auf unserer Testfahrt offenbarten sich dann die weiteren Modifikationen im Bereich des Fahrwerks. Insgesamt liegt der Shelby deutlich steifer und kontrollierbarer auf der Straße, selbst wenn diese jetzt nicht nur aus plan liegendem Asphalt besteht. Im Gegensatz dazu ist das Fahrwerk des 2010 schon fast aus Plüsch. Die Reifen waren auf allen gefahrenen Oberflächen ruhig und nur selten machten sich die Reifen in scharfen Kurven durch ein hörbares Aufheulen bemerkbar. Die Windgeräusche und die der Abgasanlage waren in den meisten Situationen deutlich präsenter.
Kein Wunder also, dass in vorangegangenen Tests der Shelby 2011 jede Rennstrecke in deutlich weniger Zeit absolviert als sein direkter Vorgänger.
In allen Bereichen unseres Test lag also der 2011 deutlich vorne mit Ausnahme eines Bereiches, den wir an dieser Stelle nicht verschweigen wollen. Die Kupplung selbst war zwar ausreichend dimensioniert für ein Auto mit 550 PS aber leider konnte der Schaltvorgang nicht immer exakt erfolgen. So konnte es passieren anstatt den 4. Gang einzulegen den 6ten zu erwischen. Hier wünschen wir uns klar mehr Exaktheit.
Die Bremsen des 2011 liefern dem Piloten eine sehr gute Verzögerung in allen Lebenslagen. Wir mussten auf unserem Testkurs immer wieder im Kurvenbereichen von 130 MPH auf 40 MPH runterbremsen. Egal wie häufig wir das machten, sie taten einfach das was wir verlangen – einfach, sauber abbremsen ohne nachlassende Bremsleistung.
Klar, das reduzierte Gewicht des Autos hilft dabei den Bremsen nicht zuviel zumuten zu müssen aber auch die neue Abstimmung tut ihr übriges dazu. Gemessen von 60 MPH auf 0 sind die Bremsen etwa 7% besser als ihre Vorgänger im 2010.
Die elektrisch unterstützte Steuerung war so exakt wie die hydraulisch unterstützte Steuerung im 2010 Shelby und das kann durchaus als Erfolg der Ingenieure angesehen werden, den nur eine exakte Steuerung kann ihre Vorteile gegenüber dem hydraulischen System in Bezug auf das Gewicht ausspielen. Es reizt einfach immer wieder den Gewichtsvorteil durch die leichtere Maschine auch fahrtechnisch auszureizen. Mit der elektronischen Steuerungsunterstützung ist das kein Problem.
So ergibt sich für uns nach diesem Test folgendes Ergebnis:
Der Shelby 2010 ist beileibe kein schlechtes Auto, das würden wir nach den umfangreichen Tests in der Vergangenheit nicht behaupten aber um an die Leitungsdaten der Mitbewerber heranzureichen waren Modifikationen nötig. Keine leichte Aufgabe für den weniger ambitionierten Piloten eines GT 500 und Probleme mit der Kühlung bei Leistungsmodifikationen waren kaum in den Griff zu bekommen. Für den 2010 war es völlig normal selbst mit unveränderter Maschine 1-2% Leistungsverlußt unter Volllast hinnehmen zu müssen.
Für den Ford Mustang Shelby GT 500 2011 jedoch kein Thema mehr. Sein Temperaturbereich bleibt auch unter Volllast im grünen Bereich. Fahrwerk und Bremsen sind ebenfalls deutlich besser. Die geänderte Aerodynamik und die Reifenwahl runden den Gesamteindruck des klar besseren Shelby nach oben hin ab. Was bleibt ist ein Kritikpunkt – die Innenausstattung, hier bleibt der Shelby einfach Mustang und kann nicht mit einer so sauberen Verarbeitung wie beispielsweise im BMW M3 konkurrieren.
Nicht eine Verbesserung des neuen GT 500 macht den Unterschied zum 2010 GT 500 aus, sondern die Summe aller Verbesserungen im Bereich Motor, Fahrwerk, Reifen und Aerodynamik. Die Summe hieraus macht schlicht ein besseres Auto aus ihm und das überall, er ist ausgeglichener, fähiger, einfach auf jedem Teil der Straße der eindeutig bessere GT 500.
Klar, manche Leute werden nun den Vorschlag machen mit der Differenz zum GT 5.0 (ca. 17 K $) könnte man einen GT auf dem Papier wahrscheinlich besser aussehen lassen und eventuell sogar in der Beschleunigung schlagen. Die Haltbarkeit der Maschine und die stimmige Gesamtheit in Kombination mit dem Namen Shelby wird jedoch nie erreicht. Wir alle brauchen keinen Shelby um zu leben, sicher aber in der Hölle wird es durch ihn ein Stückchen wärmer.
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